Quaggamuschel: Forschung für den Schutz technischer Infrastrukturen  

 

Die Quaggamuschel: Herausforderung für Technik und Umwelt

Das WITG verfolgt mit dem Projekt «PreventTecQuagga» die Erforschung des Besiedlungsverhaltens der Quagga-Muschel auf technischen Oberflächen für die Wärmegewinnung und Wassernutzung aus dem Bodensee und daraus abgeleitete, werkstoff-technische Präventionsmassnahmen.

Das massive Vorkommen der invasiven Quagga-Muschel führt oft zu einer Verdrängung einheimischer Arten und Veränderungen in der Nährstoffverfügbarkeit und -verteilung für andere Filtrierer. Sowohl Quaggamuschellarven als auch die erwachsenen Tiere setzen sich in Zu- und Abflüsse von Seethermieanlagen, Wasserwerken und ähnlicher Infrastruktur ab und beeinträchtigen so deren Funktion. Aufwendige, zeit- und kostenintensive Reinigungs-und Wartungsarbeiten sind die Folge.

Das dreijährige Projekt ist im Juli 2024 gestartet und verfolgt einen differenzierten Ansatz, um das Besiedlungsverhalten der Quagga-Muschel auf technischen Oberflächen besser zu verstehen. Parallel dazu wird systematisch nach nicht-toxischen Strategien zur Besiedlungsverminderung oder -vermeidung durch Einflussnahme auf die Gestaltung von technischen Oberflächen geforscht. 

 

Was das Projekt besonders macht

Erstmals werden Besiedelung und Haftmechanismen der Muscheln auf technischen Oberflächen unter kontrollierten Laborbedingungen und direkt im Bodensee systematisch untersucht. Dabei kommen unterschiedliche Material-Oberflächen-Kombinationen zum Einsatz, etwa rostfreier Stahl in verschiedenen Bearbeitungsformen, mit und ohne Beschichtung. Insbesondere umwelttoxischen bzw. PFAS-haltige (per- und polyfluorierte Alkyl-) Substanzen sollen vermieden werden. Im Wasserwerk Konstanz und im Littoralgarten des Limnologischen Instituts der Uni Konstanz wurden dafür spezielle Auslagerungseinheiten installiert. Parallel laufen Versuche in Aquarien mit Quaggamuschellarven aus dem Überlinger See.

Das Projekt verfolgt mehrere Ansätze: Zum einen soll erforscht werden, wie lange es dauert, bis sich Quaggamuschellarven auf Oberflächen festsetzen. Zum anderen sollen Oberflächen gefunden werden, die die Besiedelung von Larven oder/und adulten Muscheln verringern bzw. verhindern. Außerdem wird nach Möglichkeiten gesucht, die proteinhaltigen Haftstrukturen adulter Tiere, welche korrosiv wirken könnten und den Wärmeumgebung stören, möglichst materialschonend abzureinigen.

Das Projekt wird am WITG von erfahrenen Wissenschaftlern mit interdisziplinärer Fachkompetenz betreut und setzt sich aus Experten aus dem Bereich der Werkstoffkunde, Oberflächentechnik und Biologie zusammen.

 

Zwischenstand: wichtige Meilensteine erreicht

  • Erfolgreicher Aufbau realistischer Laborbedingungen
  • Entwicklung eines reproduzierbaren Versuchsaufbaus zur Werkstoffpräferenz
  • Etablierung der zwei Standorte für Freilandtests
  • Erste Hinweise auf Oberflächen-/Materialpräferenzen

 

Aussicht: Weitere wichtige Fragestellungen stehen an

  • Welche Oberflächen halten die Muscheln dauerhaft fern?
  • Welche Beschichtungen behindern ihre Haftproteine?
  • Und wie lassen sich Plaques am besten entfernen?

 

„Die Quaggamuschel ist ein Beispiel dafür, wie biologische Invasionen technische Infrastruktur massiv beeinträchtigen können. Unsere Forschung trägt dazu bei, Lösungen zu finden – für Wirtschaft, Umwelt und Versorgungssicherheit.“

  

Projektinfos kompakt

- Projektstart 1. Juli 2024

- Erste Laborergebnisse Februar 2025

- Laufzeit Freilandversuche bis Sommer 2027

- Forschungsförderer
   Lotteriefond Thurgau und Crescere Stiftung Thurgau

- Projektpartner
   Stadtwerke (Wasserwerk) Konstanz, Limnologisches Institut der Uni Konstanz 
   und ab 2026 ggf. Seethermie Gottlieben, EKT AG

- Projektteam am WITG
   Dr. Manuela Perthold, Torsten Bogatzky und Matthias Sorg

- Weitere Informationen
  Interview mit Dr. Manuela Pertold (St. Galler Tagblatt, 24.05.2025, S. 27) und
  Präsentation auf der Neobiota-Tagung 15.01.2025, CH-Frauenfeld 

 

 

gefördert durch

                           

 

Bildquelle: WITG