Korrosionsprüfung an der Aussenteststation der Badi Tägerwilen in Kooperation mit der BAM
Die Korrosion verursacht erhebliche volkswirtschaftliche Schäden, die sich sowohl ökonomisch als auch ökologisch auswirken und auch sicherheitstechnische Aspekte betreffen. Korrosionsschäden haben nicht nur direkte Kosten zur Folge, sie ziehen meist auch umfangreiche Folgekosten nach sich, führen in zahlreichen Fällen zu Umweltbelastungen und auch zu Gefährdungen von Menschen. Damit ist die Bekämpfung der Korrosion, genauer gesagt die Verhinderung von Korrosionsschäden, eine dringende, technisch notwendige und kosten-, material- und ressourcenschonende Aufgabe.
Die Aussenteststation auf dem Dach der Tägerwiler Badi prüft durch Langzeitbewitterungsversuche die Korrosivität der Atmosphäre anhand von Proben aus verschiedenen Metallen wie Stahl, Zink, Kupfer und Aluminium. Anhand dieser grundlegenden Versuche lassen sich Aussagen zur Korrosionsgeschwindigkeit und zu notwendigen Korrosionsschutzmaßnahmen treffen. Die Aussenteststation wurde in Kooperation mit dem Fachbereich 7.6 Korrosion und Korrosionsschutz der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) der Bundesrepublik Deutschland realisiert.
Wer ist die BAM?
Die BAM ist eine wissenschaftlich-technische Bundesoberbehörde der Bundesrepublik Deutschland im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) mit Sitz in Berlin. Sie prüft, forscht und berät zum Schutz von Mensch, Umwelt und Sachgütern.
Gemäß ihres Gründungserlasses ist die BAM zuständig für die:
- Weiterentwicklung von Sicherheit in Technik und Chemie
- Durchführung und Auswertung physikalischer und chemischer Prüfungen von Stoffen und Anlagen einschließlich der Bereitstellung von Referenzverfahren und Referenzmaterialien
- Förderung des Wissens- und Technologietransfers in den Arbeitsgebieten der BAM
- Mitarbeit bei der Entwicklung gesetzlicher Regelungen, z. B. bei der Festlegung von Sicherheitsstandards und Grenzwerten
- Beratung der Bundesregierung, der Wirtschaft sowie der nationalen und internationalen Organisationen im Bereich der Materialtechnik und Chemie.
Mehr über die BAM, Fachbereich Korrosion und Korrosionsschutz
Welche Ziele sollen durch die Kooperation erreicht werden?
Ziel der Kooperation zwischen der BAM und dem WITg ist eine Zusammenarbeit auf den wissenschaftlichen-technischen Gebieten „Korrosion und Korrosionsschutz“, um Ressourcen und Kompetenzen zusammenzuführen und so neue Impulse für die Forschung zu erhalten. Zudem soll eine gemeinsame Forschung u.a. in Form von Projekten mit der Wirtschaft im nationalen und internationalen Rahmen betrieben werden.
Aufbau des Standes und der Bestückung mit Proben durch Dr. Martin Babutzka, BAM (rechts im Bild) und Matthias Sorg, WITg (links im Bild).
An welchen Fragestellungen wird geforscht?
Der Standort der Badi Tägerwilen zeichnet sich durch hohe Befeuchtungszeiten innerhalb eines Jahres aus und ist damit von Interesse für die Korrosionsforschung unter atmosphärischen Bedingungen. Grundlage für tiefergehende Untersuchungen ist zunächst die Kategorisierung des Bewitterungsstandortes hinsichtlich der atmosphärischen Korrosivität. Die Einteilung der atmosphärischen Korrosivität von Standorten erfolgt nach den Vorgaben der aktuell gültigen Variante der ISO 9223. Diese beschreibt unter anderem ein Verfahren auf Basis von metallenen Standardproben zur Bestimmung der Korrosivität anhand von Korrosionsverlusten (Massenverlusten) nach einem Jahr Bewitterung. Ergebnis der Bestimmung der Korrosivität ist die Einordnung einer Atmosphäre in entsprechende Korrosivitätskategorien von C1 (unbedeutende Korrosivität) bis CX (extreme Korrosivität).
Deshalb wurden auf dem Teststand der Badi Tägerwilen Metallproben aus Stahl, Zink, Kupfer und Aluminium angebracht und der Bewitterung ausgesetzt. Die Untersuchungen gehen dabei über die Vorgaben der ISO 9223 hinaus. Eine Besonderheit des Teststandes ist der zusätzlich vorhandene überdachte Bereich. Dieser schützt einen Teil der Metallproben vor dem Einfluss von Niederschlägen. Zusätzlich wurden Metallproben für bis zu 5 Jahre Bewitterung angebracht, um das Korrosionsverhalten der verschiedenen Metalle über einen längeren Bewitterungszeitraum zu betrachten.
Im Anschluss an die atmosphärische Kategorisierung sollen weitere Fragestellungen bearbeitet werden. Diese reichen von der Untersuchung verschiedener Metalllegierungen, über die Betrachtung von Korrosionsschutzsystemen bis hin zu nichtrostenden Stählen.
Nach ersten Forschungsergebnissen zu Korrosivität und Umgebungsparametern soll die Bewitterungsstation auf dem Dach der Tägerwiler Badi 2023 in den Katalog der 43 gelisteten Bewitterungsprüfstände der European Federation of Corrosion (EFC) aufgenommen werden.
Ihr Ansprechpartner für Korrosionsprüfungen am WITg
Matthias Sorg
Telefon 0041 71 666 42 07
Ansprechpartner zum Forschungsgebiet „Atmosphärische Korrosion“ an der BAM
Dr.-Ing. Martin Babutzka
Telefon 0049 30 8104 4591